Vom Ergebnis her denken

Das Berliner Wahlchaos scheint die Offiziellen nicht zu scheren, an Neuwahl ist offenbar nicht gedacht. Warum auch, so wohl die Denkungsart der Obrigkeit, das Ergebnis – ein kräftiges „Weiter so!“ – stimmt doch.

8.10. 2021 T.B.v.H.

Seifenblasen

Das Kennzeichen der derzeitigen Diktatur ist nicht, dass die Freiheitsrechte abgeschafft werden, sondern, mit welcher Nonchalance dies geschieht – wir sehen Kindern zu, die Seifenblasen platzen lassen. Das nährt den Verdacht, dass sie ohnedies längst illusorisch waren.

8.10. 2021 Friedrich Wilhelmi

Beruf und Berufung

Der Aktivist ist heute das, was bis in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Künstler und zu allen Zeiten der Terrorist gewesen ist: der Berufene, der Erwählte.

29.9. 2021 F.W.

Fragen eines lesenden Steuerzahlers

Wer baute die achtspurige Autobahn?
In den Büchern stehen die Namen von Kanzlern.
Haben die Kanzler den Zement angerührt?
Und das mehrmals zerstörte Berlin –
Wer baute es so viele Male auf? In welchen Häusern des goldstrahlenden München wohnten die Bauleute?
Wohin gingen an dem Abend, als die Offshorewindanlage fertig war, die Elektriker?

Die junge Merkel bezwang Kohl. Sie allein?
Später ruinierte sie Deutschland. Hatte sie nicht wenigstens einen Koch dabei?

Jede Wahl ein Sieg. Wer flocht ihr die Kränze?

Alle vier Jahre, und schon lange so, die mächtigste Frau der Welt.
Wir wissen, wer die Spesen bezahlt.

So viele Reden, so wenig Substanz.

24.9. 2021 Eric Fried jun.

Vor der Wahl zum Deutschen Volkskongress

Die am Sonntag anstehenden Wahlen zum Deutschen Bundestag sind keine: weil nichts zur Wahl steht. Die Alternativen des Einheitsparteienblocks heißen Scylla und Charybdis; keine Furt dazwischen. Die Gegenpartei ist medial verzwergt, nazifiziert und so zur Fundamentalopposition verdammt. „Weiter so“ heißt die Losung, mit absehbaren Folgen. Vom neuen, tausendköpfigen Parlament, das nicht nur der Größe nach an Chinas Nationalen Volkskongress erinnert, ist nichts zu erwarten. Nur von der Straße.

22.9. 2021 F.W.

Odyssee einer Weltmacht

2021 ist das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen, ja, unangenehme Tuchfühlung aufnehmen müssen: mit unserer jüngsten Vergangenheit.

Vor wenigen Wochen haben uns bärtige Männer mit Turbanen und Kalaschnikows verschreckt, welche das von den Amerikanern zurücklassene Machtvakuum in Kabul binnen kürzester Frist füllten. Das zwanzigjährige afghanische Abenteuer ging schmachvoll zuende, mit Bildern, die auf fatale Weise an jene vom amerikanischen Abzug aus Vietnam erinnern, 45 Jahre davor.

Und für uns Deutsche doppelt demütigend die Ahnungslosigkeit unserer Führung im afghanischen Chaos – aber spüren wir überhaupt noch irgendwas? Hat uns nicht alle in den letzten Jahren, sagen wir, seit 2015, eine politische Fühllosigkeit befallen, gewissermaßen die Merkel-Variante der Lepra?

Jetzt also, nur wenige Wochen später, ein weiterer Zwanzigjahrestag: 20 Jahre 9/11. Sprich:nine-eleven, auch unter Deutschen.

Ich weiß tatsächlich noch genau, wo ich damals gewesen war, nämlich in meinem Büro, und irgendjemand rief mich an und sagte, ich solle doch einmal den Fernseher anmachen, und dann sah ich Ulrich Wickert, ehedem Tagesschausprecher, vor rauchenden Türmen, erst qualmte der eine, dann der zweite, und dann stürzten sie beide ein. Live und in Farbe.

Was war damals passiert? Es war nicht, wie manche Beobachter meinten, der Anfang vom Ende des amerikanischen Imperiums. Der hatte tatsächlich schon viel früher eingesetzt, spätestens mit der Verlotterung der Clintonära in den 90er Jahren und der Politik des schnellen und billigen Geldes.
Der Angriff auf die Zwillingstürme des World Trade Center in Manhattan, New York hätte für sich genommen auch die „einzig verbliebene Supermacht“, als die sich Amerika damals wähnte, niemals in die Knie zwingen können.
In die Knie gezwungen haben sich die USA ausschließlich selbst. Und einen gehörigen Anteil daran haben die blindwütigen, kriegerischen, neurotischen Reaktionen der herausgeforderten Weltmacht. Erst wurde Afghanistan mit Krieg überzogen, dann der Irak. Beidesmal waren die Gründe fadenscheinig, Erfolge im „Kampf gegen den Terror“ hatten nur Rüstungsfirmen, Ölsucher und private Sicherheitsdienste.

Der „Westen“ hatte sich festgefressen im mittelasiatischen Sand und kam aus der Nummer nicht mehr heraus. Billionen verpulvert, Staatsgebilde zerstört (Irak, Libyen), Menschenleben geopfert, eigene und fremde. Vor allem aber den Nimbus zerstört, die „soft power“, den die USA noch zur Zeit des Kalten Krieges besessen hatte, trotz allem irgendwie sexier zu sein als zumindest die Russen oder die Nazis, auch wenn das lange her ist.

Aber nun: Bilder von folternden weiblichen US-Sergeants, von sinnloser Zerstörung von Kulturgütern (etwa der Museen in Bagdad) gingen um die Welt, während Informationen über Korruption und Bereicherung der US-Chargen nur allmählich ins allgemeine Bewusstsein sickerten.

Nicht 9/11 hat die USA zerstört, sondern das, was davor, und vor allem, was danach kam. Aber der 11. September 2001 war das Schlüsselereignis. Es war, als hätte der Chefplaner der Attentäter zur Vorbereitung Homer gelesen, die Stelle, wo der einäugige Riese Polyphem Odysseus und seine Gefährten in seiner Höhe gefangen hält und einen nach dem anderen verschlingt. Der Riese ist nicht zu besiegen, zu groß sind seine Körperkräfte. Also blendet der schlaue Odysseus ihn, mit einem brennenden, angespitzten Scheit, während er schläft.

Der geblendete Riese will die menschlichen Zwerge vernichten, und schleudert Felsbrocken neben ihr Boot ins Meer, aber er kann sie nicht treffen; sie entkommen.

Der wütende, trotz aller Kraft hilfose, blinde Riese: Das sind die USA, bis auf den heutigen Tag.

11.9. 2021 F.W.

Potemkinsche Themen

Früher stellten die Schwindler Potemkinsche Dörfer, heute, im Wahlkampf, Potemkinsche Themen (v.a.: Klimawandel, CO2-Neutralität, Energiewende usf.) auf, beidesmal mit der gleichen Absicht, nämlich den Souverän zu täuschen und den eigenen Absichten gefügig zu machen.

6.9. 2021 TheoB.v.H.

Hochmut auch nach dem Fall

Doch, sie sind umsonst gestorben, alle Soldaten, die seit dem Jahre 2001 in Afghanistan gefallen sind. Die Mission war von Anfang an zum Scheitern verurteilt, weil sie das vermeintlich Gute um jeden Preis in eine Weltecke bringen wollte, die ein früherer amerikanischer Präsident zu recht als „shithole country“ bezeichnet hat (und wie wurde er dafür gescholten!).

Afghanistan, das dürfen wir im Jahre 2021 einmal mehr feststellen, bleibt, was es immer gewesen war: der Friedhof der Imperien. Diesmal hat es dem sog. „Westen“ das Genick gebrochen, oder dem amerikanischen Imperium, wenn wir präzise sein wollen.

Wer jetzt noch von „humanitären Gesten“ faselt, zu denen wir uns gegenüber den Afghanen und der Welt verpflichtet fühlen sollten, wie ein gewesener Außenminister der Grünen, agiert hochmütig auch nach dem Fall von Kabul, denn die letzten 20 Jahre waren eine einzige humanitäre Geste, in den Hindukusch gereckt: ein Opfer von Menschenleben und viel, viel Geld.

17.8.2021 F.W.

Zeiten aendern sich

Seit Neuestem gilt, wie anläßlich des Auftretens der „Philosophin“ Carolin Emcke auf dem Parteitag der Grünen festzustellen ist: Wenn Du dem Mainstream nach dem Mund redest, giltst Du als Philosoph. Schweigen ist weniger als Silber, keine Hartwährung und keine Tugend mehr.

16.6. 2021 F.W.

Grundrechenarten der Korruption

Maskendeals verhalten sich zu Impfzwängen wie Millionen zu Milliarden. Bei letzteren sind nur ein paar Nullen mehr beteiligt.

F.W. 27.5. 2021