Supernova Sozialstaat

Januar 2021, im Jahre 1 nach Corona. Achtung, lassen Sie mich eine Prognose wagen, auch wenn sie die Zukunft betrifft, obwohl das die ganze Sache bekanntermaßen um so vieles schwieriger macht: In gut einem Jahr, im Frühjahr 2022, wird die Corona-Pandemie Geschichte sein. Vorbei, erledigt.

Warum das so sein wird, und wer ich denn bin, dass ich daherkomme und so eine Vorausschau wage, wo doch selbst der Drosten noch jeden Podcast im Nachgang zurücknehmen musste, von Wieler und Spahn ganz zu schweigen. Nun, ich bin kein Naturwissenschaftler, nicht Virologe à la Drosten und Kékulé oder gar Epidemiologe wie Herr Lauterbach von der SPD. Beides klingt ansteckend, und wer möchte das schon sein, in den heutigen Zeiten? Nicht einmal mehr Fröhlichkeit darf das sein, denken wir nur an Herrn Laschet und den rheinischen Karneval vergangenen Jahres.
Nochmal: Corona, Geschichte? Ja, genau, und ich bin mir ziemlich sicher. Ich habe Abitur und einen Führerschein, und bin sogar des Lesens mächtig. Sie werden mich jetzt fragen, woher ich mein Wissen habe. Richtig: Im Internet findet sich neben großem Quatsch auch manches Wissenswerte, so kann man etwa darin die Dauer der letzten großen globalen Virenpandemien, die der Spanischen Grippe von 1918 und die der Hongkong-Grippe von 1968, nachlesen. Beide Seuchen verliefen sich in drei Wellen. Wir befinden uns jetzt, im Winter 2020/21, in der zweiten Welle. Alles spricht dafür, dass noch eine dritte kommen wird, voraussichtlich im Herbst dieses Jahres, weil dann wieder Virensaison ist. Danach dürfte es vorbei sein.

Mit der dritten Corona-Welle wird allerdings noch eine andere Seuche abflauen, die die Menschheit seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert heimgesucht hat.

Der heimtückische Virus, an dem wir seit der sog. Aufklärung leiden, ist die Idee, dass das Kollektiv, da mächtiger und weiser als das Individuum (jüngstes, modisches Synonym dafür war die sog. ‚Schwarmintelligenz‘), Sachwalter für dessen Schicksal ist. Das Begriffsspektrum, das sich aus dieser sozialistischen Uridee ableitet, ist unübersehbar, aber die wichtigsten Stichworte im Deutschen sind wohl: Wohlfahrtsstaat, Sozialstaat, Gemeinwohl, Daseinsvorsorge. Was der Einzelne nicht vermag, das soll der fürsorgliche, darum von den Deutschen auch liebevoll zum ‚Vater Staat‘ verklärte, für alles und jedes, von der Wiege bis zur Bahre, zuständige Versorgungsstaat leisten.

Das war schon immer eine Illusion, die aber nicht nur von Sozialdemokraten gerne gepflegt wurde. Diese Einbildung, dass man den Staat nur machen lassen solle, machte das Regieren leicht, jedenfalls in den Zeiten der wundersamen Geldvermehrung, und sie machte es den Regierten leicht, weil sie das Denken, diese anstrengendste aller Tätigkeiten, an einen anderen delegieren konnten, an ebenjenen ‚Vater Staat‘, der noch von ferne an die wohlmeinenden aufgeklärten Monarchen aus der frühen Neuzeit erinnerte, deren letzte Inkarnation wohl Angela Merkel ist, dochdoch; nicht ohne Grund hat sie eine Statuette der Zarin Katharina auf ihrem Schreibtisch stehen.

Nun aber Corona. Der Sozialstaat gab, nach der anfänglichen Mühsal, in die Gänge zu kommen, alles, was er zu geben vermag: Den Knüppel der Freiheitsbeschränkung in Gestalt von sog. lockdowns, aber auch viel Geld (‚bazooka‘) und gute Worte und, last but not least, die Heilsversprechen der Wissenschaft in Gestalt des Covidimpfstoffs. Mit diesen Mega-Maßnahmen hat sich der Sozialstaat, und das nicht nur in Deutschland, verklärt, verhoben und wird, zum roten Riesen ausgewachsen, wie eine Supernova verglühen.

Die anfänglich diffuse, über die Dauer und Härte der staatlichen Zwangsmaßnahmen aber immer klarere Botschaft der politikomedialen Akteure ist dabei folgende: Wenn ihr uns folgt, werdet ihr leben, weil wir Euch leben lassen. Wir impfen Euch, und ihr werdet ewiges Leben haben, oder jedenfalls fast. Es gibt kein freies, lohnendes, menschliches Leben außerhalb des Staates. Staat und Gesellschaft sind letztlich eins. Der Staat gebietet, welcher Wirtschaftszweig ’systemrelevant‘ ist, und welcher nicht. Der Staat gibt Brot, und er zerstört Existenzen. Stelle Dich gegen den Staat, wage es anders oder gar ‚quer‘ zu denken, und Du wirst ein Ausgestossener sein, gestellt in die Naziecke, gebrandmarkt, angespien.

So das Evangelium des Sozialstaats. Nur will dem die Wirklichkeit nicht folgen. Das Virus kennt keinen Sozialstaatsglauben, und es frisst sich weiter Bahn, trotz aller weiteren, dem opferbereiten Bürger auferlegten Härten und trotz der großartigen Leistungen all der Biotechfirmen, die vor allem politiko-mediale Leistungen sind, d.h., geeignet in erster Linie dazu, den eigenen Marktwert zu steigern. Die schlichte Wahrheit der Impfstoffe ist, dass sie, gerade wenn sie wirken, die Mutabilität des Erregers sogar noch anregen dürften, weshalb wir, wie für die Grippe, für jede Saison einen neuen Impfstoff brauchen werden.

Somit bleibt uns Bürgern eigentlich nur, die AHA-Regeln zu befolgen und die dritte und letzte Welle abzuwarten. Wir werden dann eine gewisse Übersterblichkeit in 2020 und 2021 zu verzeichnen gehabt haben. Mitsterben wird hoffentlich und endlich der Sozialstaat in seiner bisherigen Form, denn wenn diese Pandemie eines zeigt, dann dies: Dass weder das Geld noch die sog. Wissenschaft die Grenzen von Leben und Tod verschieben können. Staatliche Alimentierung kann todgeweihte Unternehmen und Wirtschaftszweige nicht retten, sehr wohl aber kann der Staat am Markt lebensfähige Unternehmen durch unsinnige Verbote vernichten. Und die Idee der einen, großen, alles vermögenden ‚Wissenschaft‘, gemeint sind dabei ausschließlich die Naturwissenschaften, und diese auch nur in ihrer technisch verwertbaren Form, hat sich in der Pandemie endgültig überlebt. Wir durften, live und in Farbe, ‚Wissenschaft‘ nicht als hohepriesterlich zelebriertes Hochamt mit quasireligiösem Erlösungsanspruch, sondern als Kesselflickerstreit im Trash-TV oder Podcastfromat erleben. Wem das nicht den Glauben an ‚die Wissenschaft‘ genommen hat, der möge den weiteren Verlauf der Impfkampagne beobachten. Deren Effekt wird, da eine sog. „Durchimpfung“ der Hochrisikogruppen nicht vor der dritten Welle erreicht sein wird, wundersamerweise gegen Null gehen. Warum? Weil die Möglichkeiten des Staates, des Menschen überhaupt, gegen die Gewalt der Natur begrenzt sind. Sollte sich diese Erkenntnis im Laufe dieses Jahres durchsetzen, wäre die Menschheit um eine große Illusion ärmer, zum Glück.

5.1. 2021 Friedrich Wilhelmi

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