Diesen dürren Kranz aus Worten drück ich Dir aufs Haupt,
Hans Magnus Enzensberger, und zugleich der Republik.
Du hast mir mal viel bedeutet
ungefähr so viel wie die gedruckte Ausgabe der „Zeit“,
damals, als die Sommers und Dönhoffs noch für sie schrieben.
Viel Blei gab es und wenig Bilder
und dann gelegentlich dieser bunte Vogel,
ein wenig zu schnell, ein wenig zu schlau
für die schwerfällige Nomenklatura
der S-Klassen und der Sonntagsreden zum Tag der Einheit.
Dann, spätestens nach Nein-ileven, kam kaum noch etwas von ihm,
er verblasste, verblich, unmerklich zunächst, dann rasend schnell,
wie die Institutionen des Staates, und man fragte sich unwillkürlich,
warum habe ich den damals so toll gefunden,
aber das gehört eben dazu, das bunte Gefieder, das Pfauengeklirr,
der Glanz, der nicht von Dauer ist,
so wenig wie dieses Gemeinwesen.
5.12.2022 Eric Fried jun.
Lebenskünstler um 11:12 06.12.2022
Ja, schad um ihn. Wie gern habe ich seine Essays über die Sprache des Spiegels oder das Phänomen des Massentourismus gelesen, aber auch den aphoristischen Band Ach Europa! Tiefgründige und glanzvolle Veröffentlichungen, die die Zeit überdauern.